„Am Wettbewerb teilzunehmen hat mir sehr viel Spaß gemacht und (was fast noch wichtiger ist) er hat mich zu vielen Bildern inspiriert. Er hat mir die Möglichkeit gegeben, mit anderen zu teilen was ich hier fühle und denke, weil ich hier oft das Gefühl habe, nicht wahrgenommen zu werden. Es ist schön zu wissen, dass es Menschen gibt, die sich dafür interessieren.
Die Kunstgruppe ist mir unglaublich wichtig. Sie ist wie ein kleiner Urlaub aus dem grauen Alltag und noch viel mehr als das. Ich kann nicht in Worte fassen, wie wichtig mir allgemein Kunst ist und durch die Kunstgruppe habe ich sehr viele Möglichkeiten, meine Kunst (& mich selber) zu verwirklichen. Hier zu sein, ist ein schwer zu verkraftender Tiefpunkt, aber die Kunstgruppe hilft mir dabei, trotzdem weiterzumachen. Dafür bin ich aus tiefstem Herzen dankbar.“

H. S.

„Die Schreibgruppe war toll für mich. Ich habe jetzt ein kleines Handwerk in der Hand, um mich zu trauen meine Geschichten zu schreiben. Ich hab ein verborgenes Talent in mir entdeckt und möchte sogar beruflich das Schreiben in mein Leben integrieren. Danke dafür!“

A. S.

„Die Zeit in der Kunstgruppe sowie Schreibgruppe ist „Erholzeit“.
Ob witzig, traurig, erinnerungsschwer, und doch immer absolut ehrlich und ohne Vorurteile oder abwertend – der Pinsel, die Farbe, sie lügen nicht. Und wenn jemand lacht oder auch weint, weil ein Bild jemanden berührt, dann ist der Gedanke/die Idee es wert gewesen, erzählt zu werden.
„Vielleicht erkennt ihr mich in meinen Bildern/Texten. Spürt meine Sehnsucht und die eigene noch dazu. Vielleicht haben wir dann etwas gemeinsam und unsere Seelen ein kleines Rendezvous.“
Wir experimentieren mit Worten, Schriftart, -stil, Farben, Werkmaterialien, besprechen unsere Werke und stellen dann fest, dass das neue Rot besser passt, der neue Satz es besser trifft. Vor allem da sieht und hört jemand und man lernt. Ein Gedanke, ein Leitfaden, den man in Zukunft draußen anwenden kann. Danke dafür!“

A. H.

„Ich will versuchen, in Worte zu fassen, wie wichtig für mich die Freizeitgruppen „Kunst“ und „Kreatives Schreiben“ sind. Besonders die zur Verfügung gestellten Mal-Materialien sind toll, da ich damit auch während der Einschlusszeit malen kann.
Vor meiner Inhaftierung hatte ich sicher 40 Jahre nicht mehr gezeichnet, geschweige denn gemalt. Noch nie habe ich versucht, Geschichten zu schreiben, geschweige denn Gedichte!
Und doch merkte ich sofort, wie erlösend und beglückend es ist, dem, was ich in mir spüre Ausdruck zu geben. Ich nehme einen Stift, ziehe eine Linie, suche Worte, mische Farben, bilde Formen und Figuren heraus…so lange, bis das Ergebnis mit meinen inneren Vorstellungen übereinstimmt.
Und dann bin ich glücklich, wie eine Henne, die ein Ei gelegt hat.
Mit jedem Bild tut sich etwas in mir.
Ich werde noch viele Bilder malen und vieles schreiben müssen, aber das ist ja auch in Ordnung.
Ich kann mir nicht vorstellen, jemals wieder damit aufzuhören.
Ich bin jedenfalls zutiefst dankbar dafür, hier malen zu dürfen.
Danke, dass Sie dieses ermöglichen und danke für die Referenten des kreativen Schreibens, die so wundervolle Arbeit leisten.“

Ch. v. U.

„Als für die Frauenabteilung zuständige Abteilungsleiterin begrüße ich das hiesige Angebot zur künstlerischen Betätigung sowie jegliche Erweiterung der Möglichkeiten auf diesem Gebiet sehr.

Zum einen zählt zu einer erfolgreichen Resozialisierung der Inhaftierten nicht nur, diesen bei der Suche nach einer Wohnung oder Arbeit behilflich zu sein oder finanzielle Angelegenheiten zu klären, sondern auch, zu vermitteln, dass viele von ihnen über Fähigkeiten verfügen, die ihnen bislang unter Umständen verborgen geblieben sind bzw. an die sie bislang noch gar nicht gedacht hatten.
Gerade in der künstlerischen Betätigung lässt sich immer wieder beobachten, dass Gefangene ungeahnte Talente in sich entdecken und Erfolgserlebnisse erleben, die ihnen auch in der Zeit nach der Entlassung Selbstvertrauen und psychische Stärke vermitteln können.

Zum anderen trägt die künstlerische Art der Freizeitbeschäftigung auch wesentlich zu einer Entspannung des Vollzugsalltags bei:
So finden viele Inhaftierte in künstlerischen Tätigkeiten einen Weg, dem „Vollzugseinerlei“ und den damit häufig verbundenen seelischen Belastungen zu entfliehen, ein wenig Schönheit in die schwierige Zeit der Haft zu bringen und manchen Konflikt auf „kreative Art und Weise“ zu lösen.

Insgesamt leistet das kunsttherapeutische Angebot demnach einen wertvollen Beitrag zu einem erfolgreichen Strafvollzug und kommt somit sowohl den Inhaftierten selbst, als auch den Bediensteten zu Gute.“

T. Oberndörfer
Regierungsrätin
ehemalige Abteilungsleiterin Frauen der JVA Aichach

Kunst ist Resozialisierung der Seele. Kunst ist die Möglichkeit, in einem Haus voller Gitter kurze Zeit frei sein zu können. Die Kunstgruppe ist einfach wichtig, um die guten Seiten des Lebens nicht zu vergessen.

M. J. (Alter: 31 Jahre)

Kunst ist ein Hobby oder eine Arbeit, die beruhigt. Das Schöne an der Kunst ist, dass es keine Grenzen oder Regeln gibt, die zu befolgen sind. Das bezweckt, dass man seine Gedanken und Gefühle so ausdrücken kann, wie man möchte und das hat eine beruhigende Wirkung. An künstlerischen Arbeiten hat man Spaß, weil so gezeichnet oder gemalt werden kann, wie es im eigenen Kopf aussieht. Man erhält einen Einblick in das Innere mancher Künstler, vorausgesetzt man interpretiert deren Werk richtig.

Abgesehen davon fühlt man sich gut, wenn man sein eigenes Bild fertiggestellt hat. Für ein Kunstwerk wird man zwar oft gelobt, doch am wichtigsten ist es, dass es einem selbst gefällt. Ein Kunstwerk braucht Zeit, das ist aber beim künstlerischen Arbeiten kein Problem. Umso mehr Versuche und Stunden investiert werden, desto stolzer ist man am Ende. Das gefällt mir an Kunst.

S. B. (Alter: 15 Jahre)

Die Kunstgruppe bzw. der Kunstworkshop ist für mich wie ein Ausflug aus der Monotonie des Alltags in der JVA Aichach. In dieser Zeit vergisst man oft, wo man sich eigentlich befindet. Ich kann meine Kreativität ausleben und meine Emotionen, positiv wie negativ, bearbeiten. Ich lerne viel über meine Situation, wenn die Bilder usw. besprochen werden.

Der Kunstworkshop ist ein Highlight, denn uns werden komplett neue Arten der Kunst nähergebracht. Auch wenn ich mich manchmal nicht so recht an neue Techniken gewagt habe, waren sie am Ende doch erfolgreich.

Während der künstlerischen Arbeit werden einem ganz neue Seiten der eigenen Persönlichkeit aufzeigt. Für mich ist die Kunstgruppe eine Erleichterung im JVA-Alltag und auch meine Weiterentwicklung wird dadurch gefördert.

A. S. (Alter: 60 Jahre)

Ich persönlich bin froh, dass ich verborgene Talente in den Kunstgruppen entdeckt habe und mir gezeigt wurde, wie hilfreich Kunst sein kann, um den Haftalltag besser zu bewältigen. Es entstehen großartige und emotionale Bilder, die sich sehen lassen können und uns Gefangenen zu innerer Stärke verhelfen.

 A. G. (Alter: 33 Jahre)

Die Kunstgruppen bedeuten immer eine kleine Auszeit von dem JVA Alltag für mich. Den Ideen und Vorstellungen, bis hin zur Umsetzung, sind keinerlei Grenzen gesetzt. Es werden einem so viele verschiedene Möglichkeiten geboten, zu malen und künstlerisch tätig zu sein. Kunst bedeutet für mich, in meinen Gedanken und Vorstellungen frei zu sein…

  L. E. (Alter: 26 Jahre)

Die Freiheit wurde mir zwar genommen, aber etwas sehr Wertvolles habe ich gewonnen: Die Entfaltung meiner Kreativität und die Leidenschaft zur Kunst!
Sie hilft mir mich von meiner Vergangenheit abzulenken und die Zeit, die ich auf Zelle verbringe in meinen Augen als sinnvoll zu nutzen.
Die Stunden vergehen wie im Fluge beim Zeichnen. Bei jeder Zeichnung lerne ich dazu noch perfekter zu werden und bin stolz auf die Werke, die ich gestalte und auf das Potenzial, das in mir steckte und vor sich hin schlummerte.
Die Kunstgruppe ist ein Highlight der Woche für mich. Kreative (wenn auch kriminelle) Menschen mit einer gemeinsamen Leidenschaft treffen aufeinander, tauschen sich aus, helfen sich gegenseitig und führen Dialoge in der Kunstgruppe auf einem anderen Niveau.
In unterschiedlichen Bereichen können wir uns probieren und experimentieren, ob in Öl, Aquarell, Acryl, Kohle oder sonstigem.
Ich bin sehr dankbar darüber, dass ich in der Kunstgruppe bin und dass durch die Hilfe des Hauses und der externen Kunsttherapeuten uns die Möglichkeit dazu gegeben wird!

W. K.

Die Kunsttherapie in ihrer aktuellen Formt stellt meiner Ansicht nach ein einmaliges Angebot dar, dass weder an einer Indikation orientierte Behandlungsmaßnahme noch reines Freizeitangebot ist. Vielmehr ist es in meinen Augen eine Zwischenform dieser beiden Angebote, von dem alle inhaftierten Frauen ohne „Zulassungsbeschränkungen“ im Sinne einer individuell heilsamen und damit gleichzeitig resozialisierend wirkenden Weise profitieren können.

Sozialpädagogin der JVA Aichach

Es bedeutet mir sehr viel, mich selbst hier in der JVA kreativ entfalten zu können. Durch die Kunst ist es mir möglich, wie in einer Art Meditation, meinen Geist zu befreien und dadurch jegliches Zeitgefühl zu vergessen. Sogar meine persönlichen Bedürfnisse rücken in den Hintergrund, da ich so vertieft in meine Arbeiten bin. Es ist schön, in unserem Alltag die Möglichkeit zu haben, in eine völlig andere Welt zu tauchen und auch mal kurz zu vergessen, welche Situation uns umgibt.
Ich persönlich habe mich ja auch schon in Freiheit sehr viel mit Kunst beschäftigt, aber anderen Inhaftierten ist diese Art der Ablenkung vielleicht auch eine neue Alternative zum Verarbeiten eines bestehenden Schmerzes, zu Abbau gewisser Aggressionen oder auch einfach eine neue Möglichkeit, Gefühle auszudrücken.

M. M.

„Aus dem Leide schöpft die Kunst die erhabensten Eingebungen.“
(Michelangelo Buonarotti)

Kunst ermöglicht es Gedanken und Gefühle, ob positive oder negative, zum Ausdruck zu bringen und bietet in gewisser Weise Hilfestelllungen beim Erleben und bei der Verarbeitung von eben diesen. Kunst unterstützt Ehrgeiz und Durchhaltevermögen, obwohl das Ziel zunächst nicht sichtbar ist, nur vor dem inneren Auge des Künstlers.
Durch künstlerische Tätigkeit gelingt es oft höchste Konzentration hervorzurufen und zu gleicher Zeit aber tiefste Entspannung zu erleben.
Und bei Vollendung des Werkes dann, einem das Gefühl zu geben etwas Tolles und Einzigartiges durch eigene Mühe und Fleiß geschaffen zu haben.

V. di Leo
Sozialpädagogin der JVA Aichach

Die Kunstgruppe im Knast bedeutet für mich:
Die Möglichkeit wöchentlich zwei von 168 Stunden das zu tun, was ich in der „echten Realität“ auch tue: Experimentieren, lernen und jedem Anflug einer Idee freien Lauf lassen können.
Kunst im Knast bedeutet für mich, ungezwungen, autonom und selbstverantwortlich in völligem Gegensatz zur sonst allgegenwärtigen Reglementierung, seelischer Ummauerung und geistiger Einzäunung ICH zu sein.

Sol.

Sehr geehrte Damen der JVA Aichach,

Ihre Bilder haben mich stark beeindruckt. Sie gefallen mir ausgesprochen gut, sowohl vom Inhalt, als auch vom künstlerischen Ausdruck her. So kommen Sie doch (wenn auch indirekt) aus Ihren Mauern heraus und hinterlassen einen wunderbaren positiven Eindruck.
Ich wünsche allen Künstlerinnen und Ihrer Leiterin noch viele positive Rückmeldungen. Viele sagen es, geben es aber nicht schriftlich weiter. Es würde mich freuen, wenn ähnliche Projekte folgen!

Leserbrief zum Rathausadventskalender 2012
R. Reisinger
Geschäftsführerin
vhs Aichach-Friedberg

ICH FÜHLE MICH FREI UND STOLZ

… draußen war ich sehr beschäftigt mit meinem thailändischen Restaurant. Zeit für Kunst? Nicht direkt: Beim Kochen achtete ich immer auf die Kombination der Speisen auf den Tellern, auch die Farben am Tisch und an den Wänden mussten abgestimmt sein – War das Kunst?

… richtig zu malen habe ich eigentlich erst hier in der JVA aus Langweile angefangen. Als ich in die Malgruppe kam, war ich überrascht, denn ich fand, dass es mir mehr gab als ich erwartet habe.
Ich fühlte mich frei, relaxt, ruhiger und konzentriert wie nie zuvor. Gleichfalls irgendwie stolz, stolz auf meine Malerei und auf mich selbst.

…In meiner Gruppe sind wir sehr spontan und freundlich zueinander, das macht die zwei Stunden sehr wertvoll, außerdem finde ich, dass die Zeit so sehr schnell vergeht. Gerade beim Malen vergesse ich alles, vergesse ich, wo ich bin, vergesse die Probleme, vergesse ich sogar meinen Magen. Ich kann nur das eine sagen: KUNST GIBT MIR MEHR ALS ICH DACHTE, KUNST TUT MIR WIRKLICH GUT. Ich bin dankbar dafür.

P. G.

2009 kam ich durch eigenes Verschulden in Haft. Meine jetzige Lebenssituation: mindestens zwei weitere Jahre muss ich hier verweilen.
Die ersten zwei Jahre durchlebte ich einen fürchterlichen seelischen wie auch psychischen Absturz. Stressbedingter Tinitus ließ mich nicht mehr schlafen.
Wenn die Zellentür verschlossen wurde, mich die Einsamkeit und Schuld erdrückte, mir bewusst wurde, in welche Situation ich mich gebracht habe…
Wie vielen Menschen, die mich lieben, ich großes Leid zufügt habe, verletzt habe, die durch meine Tat mitverurteilt wurden…
Mein Opfer brachte ich in eine lebensbedrohliche Situation…
Diese mir so bewusste Schuld, die ich auf mich nehmen muss, da ich allein für meine Schuld verantwortlich bin.

Ja, da wollte ich nicht mehr leben. Scham und Selbstvorwürfe zerfleischten mich, sobald ich alleine war. Wie sehr wünschte ich mir immer, dass alles nur ein böser Traum wäre, aber die Wirklichkeit holte mich zurück ins jetzt, hier und heute … Es ist und war kein Traum. Gerade zu dem Zeitpunkt, als ich ganz unten war, keinen Sinn in meinem Sein mehr sah, bekam ich die positive Nachricht zur Teilnahme an der Kunstgruppe, auf die ich schon so lange gewartet hatte…
Heute kann ich sagen – nach zwei Jahren in der Kunstgruppe -, dass ich die Kunst für mich entdeckt habe und die Kunst mich…
Für mich war und ist sie die Rettung, der Anker in der Brandung. Ich habe gelernt, wieder an das Leben zu glauben, die Zukunft nach der Haft in einem positiven Licht zu sehen. Meine Angst vor dieser Zukunft ist vorbei, „denn“ ich weiß, ich will und kann ein neues, straffreies Leben im Kreise meiner Familie verbringen.

Für mich ist die Kunst ein sehr wichtiger Baustein meines Lebens geworden. Wenn ich denke es geht nicht mehr … nehme ich Block und Bleistift und lasse meinen Gedanken freien Lauf, lasse mich von den schönen Dingen des Lebens inspirieren. Dadurch ziehen die dunklen Wolken, die mich betrüben, traurig machen wollen, ganz schnell vorüber und ich erfreue mich an dem, was ich auf Papier zauberte….
Für mich steht heute schon fest, auch in Freiheit wird die Kunst ein fester Bestandteil meines Lebens sein.

E. C.